Die richtige Besaitung im Tennis
Die Seitenwahl spielt in nahezu jeder Sportart eine wichtige Rolle. Beim Elfmeterschießen kann die Seitenwahl psychologisch von Vorteil sein, im Tennis ist es eine
Wissenschaft...
Der kundige Leser hat es gleich bemerkt, es geht hier viel mehr um die Saitenwahl. Diese Saite richtet sich daher besonders an Tennisspieler, die sich mit dem Thema Tennissaiten
bisher noch nicht allzu intensiv beschäftigt haben. Im Folgenden haben wir für Sie die häufigsten Fragen beantwortet:
Wieso ist die Wahl der Besaitung so wichtig?
Die Besaitung macht einen enormen Anteil der Leistung Ihres Tennisschlägers aus. Nicht Wenige sind der Meinung, dass die Wahl der Besaitung wichtiger sei, als die Wahl des
Schlägers. Als Kriterien für Tennissaiten können folgende Spieleigenschaften angeführt werden: Beschleunigung, Kontrolle, Spin, Haltbarkeit, Armschonung, Ballgefühl, Elastizität
und Spannungsstabilität. Je nach Art der Saite bzw. deren Herstellung sind die oben erwähnten Kriterien mehr oder weniger ausgeprägt.
Welche Faktoren spielen bei der Besaitung eine Rolle?
Grob unterteilt gibt es drei wichtige Faktoren. Der erste Einflussfaktor ist die Wahl der Besaitungshärte, der zweite Faktor ist der Durchmesser der Saite und der dritte Faktor
ist die Konstruktionsart der Tennissaite.
Welchen Einfluss hat die Besaitungshärte auf meinen Tennisschläger?
Tennisschläger werden in der Regel mit einem Zuggewicht von 22 bis 30 Kilo bespannt.
Die Spieleigenschaften Ihres Tennisschlägers werden massiv von der Besaitungshärte beeinflusst. Ein hart besaiteter Schläger sorgt für Kontrolle und Präzision. Eine weiche
Besaitung dagegen für mehr Geschwindigkeit und Ballgefühl.
22-24 Kilo |
25-27 Kilo |
28-30 Kilo | |
Power |
viel | mittel | wenig |
Kontrolle |
wenig | mittel | viel |
Haltbarkeit |
viel | mittel | wenig |
Ballgefühl |
viel | mittel | wenig |
Armschonung |
viel | mittel | wenig |
Doch welche Besaitungshärte nun die richtige für Sie ist, kann Ihnen dennoch niemand mit Bestimmtheit vorhersagen, da Empfindungen stets subjektiv sind. Es gibt Profis, die mit
einer Besaitungshärte von 19 Kilo spielen und andere mit einer Härte von weit über 30 Kilo. Es ist sogar schon vorgekommen, dass Profis über Ihre Karriere verteilt Schwankungen
von bis zu 10 Kilo in der Wahl Ihrer Besaitungshärte aufwiesen.
Welchen Einfluss hat der Saitendurchmesser?
Tennissaiten gibt es mit Durchmessern von 1,05 mm bis 1,40 mm. Je dünner eine Saite ist, desto höher die Beschleunigung und das Gefühl. Je dicker, desto haltbarer ist die
Saite.
Welche Arten von Tennissaiten gibt es?
Grundsätzlich kann man vier Arten von Tennissaiten unterscheiden. Dieses sind Naturdarmsaiten, Polyestersaiten, Nylonsaiten und Multifilamentsaiten. Die drei letztgenannten
Saitenarten werden häufig unter dem Begriff Kunstsaiten zusammengefasst.
Naturdarmsaite:
Als der Tennissport vor über 100 Jahren geboren wurde, verwendete man Kuhdärme zur Besaitung der Tennisschläger. Das hört sich für den Laien lustig an - aber die Darmsaite wird
bis heute so hergestellt. Für die aufwändige Produktion einer einzigen Naturdarmsaite werden einige Kuhdärme benötigt. Das erklärt auch den relativ hohen Preis der Naturdarmsaite.
Dafür ist die Darmsaite nach wie vor unerreicht in Sachen Elastizität und Spannkraft. Sie vermittelt ein sagenhaftes Feeling und bietet bestmögliche Armschonung. Dadurch eignet
sich die Darmsaite besonders für Spieler, die viel Komfort suchen. Aber auch nahezu jeder Profispieler verwendet Naturdarm - heutzutage zumeist als Hybrid. (Wird weiter hinten
erklärt)
Bekannte Vertreter: Babolat VS, Wilson Natural Gut
Polyestersaite:
Polyestersaiten sind einfach konstruiert und bestehen im Wesentlichen aus einer einzigen Faser. Häufig wird dieser einzelne Strang noch von einer speziellen Beschichtung
ummantelt. Daher werden Polyestersaiten auch Monofilament-Saiten genannt. Die einfache Struktur der Saite sorgt für ein hartes Feeling und lange Haltbarkeit der Saite. Der
Qualität der Besaitung ist diese Eigenschaft aber nicht unbedingt zuträglich. Denn Polyestersaiten verlieren sehr schnell an Elastizität, wodurch die Besaitungshärte schnell
abnimmt. Polyestersaiten sind vor allem bei Turnier- und Mannschaftsspielern beliebt, weil sie relativ günstig sind und für einen gewissen Zeitraum sehr gute Spieleigenschaften
besitzen. Daher sind Poly-Saiten hervorragend geeignet für Spieler mit hohem Saitenverschleiß. Grade die Qualität von Polyestersaiten ist in den letzten Jahren stark verbessert
worden. Die Beimischung von neuen Materialien und verbesserter Ummantelungen sorgen für erhöhte Elastizität.
Bekannte Vertreter: Babolat Hurricane, Signum Pro Poly Plasma, YONEX Poly Tour Pro 125
Nylonsaite:
Nylonsaiten sind aufgrund der Materialbeschaffenheit von Nylon sehr gut geeignet für die Herstellung von Tennissaiten. Nylon bietet von Grund auf eine relativ hohe Elastizität.
Der Saitenaufbau von Nylonsaiten ist in der Regel nicht besonders aufwendig, aber zumeist komplexer als der Aufbau von Poly-Saiten. Die Spieleigenschaften sind entsprechend etwas
komfortabler. Mit ihrer durchschnittlichen Haltbarkeit ist die Nylonsaite die richtige Wahl für den Durchschnittsspieler. Grade im Bereich der Nylonsaiten gibt es erhebliche
Unterschiede in den Saiten. Die Standart-Nylonsaite ist wenig empfehlenswert, die etwas aufwendigeren Saiten hingegen kommen an die Spieleigenschaften einer Multifilamentsaite
schon sehr nah.
Bekannte Vertreter: Prince Tournament, Wilson Sensation
Multifilament-Saite:
Die Multifilamentsaite kommt den idealen Spieleigenschaften der Naturdarmsaite am nächsten. Die Konstruktion der Saite ist extrem aufwendig. Hier werden viele Saitenstränge
(Filamente) mit teilweise unterschiedlichen Filamentdurchmessern miteinander verwoben und ineinander verdrillt. Dadurch erhält die Saite nicht nur enorme Elastizität, sondern
vermittelt zudem sehr viel Ballgefühl. Auch die Armschonung dieser Saitenart hat gegenüber Poly- und Nylonsaiten starke Vorteile. Die Haltbarkeit einer solchen Tennissaite ist im
Verhältnis zu den hervorragenden Spieleigenschaften ausgezeichnet. Aufgrund der aufwendigen Konstruktion ist die Multifilamentsaite relativ teuer und eignet sich daher besonders
für Tennisspieler, die einen hohen Anspruch an ihr Spielgerät haben.
Bekannte Vertreter: Technifibre X-One BiPhase, Wilson NXT, YONEX Tour Super 850 Pro
Megatrend Hybrid-Saite:
Unter Hybrid versteht man die Kombination unterschiedlicher Saitenarten, um die Vorteile der unterschiedlichen Saiten miteinander zu verbinden. Für die Längssaite empfiehlt es
sich eine haltbare Saite zu wählen. Denn in der Regel ist es aufgrund der Stärkeren Bewegung und der daraus resultierenden Reibung, die Längssaite die zuerst reißt. Für die
Längssaiten werden gerne Polysaiten oder Darmsaiten benutzt. Die Quersaite hingegen sollte möglichst elastisch sein und ein gutes Spielgefühl vermitteln. Hier wird gerne auf die
Qualitäten einer Darmsaite, oder einer Multifilamentsaite gesetzt. Der große Vorteil einer Hybridsaite ist also, dass die vorteilhaften Eigenschaften der unterschiedlichen Saiten
zu einer Saite verschmelzen, die hervorragende Spieleigenschaften und ausgezeichnete Haltbarkeit auszeichnet. Es gibt nahezu unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten für
Hybridsaiten, denn theoretisch kann man jede Saite mit einer anderen Saite kombinieren.
Bekannte Vertreter: Wilson Champions Choice (Roger Federer) Wilson Natural Gut (längs) / Big Banger Alu Power (quer), YONEX Tough Brid 125
Fazit:
Die schier unendlichen Kombinationsmöglichkeiten der Besaitung, angefangen von der Besaitungshärte über den Saitendurchmesser, die Saitenwahl bis hin zur Hybridsaite, machen das Besaiten zu einer Wissenschaft für sich. Das einzige unumstößliche Fazit kann daher nur heißen: Probieren geht über studieren.
Power |
Elastizität |
Ballgefühl |
Armschonung |
Haltbarkeit | |
Naturdarmsaite |
sehr gut | sehr gut | sehr gut | sehr gut | befriedigend |
Polyestersaite |
gut | ausreichend | gut | ausreichend | sehr gut |
Nylonsaite |
befriedigend | befriedigend | befriedigend | befriedigend | befriedigend |
Multifilamentsaite |
gut | gut | gut | gut | gut |
Hybridsaite |
individuell | individuell | individuell | individuell | individuell |
Welcher Bespannungszeitpunkt:
Die Saiten verlieren mit der Zeit an Elastizität, je nach Saitenart etwas schneller bzw. langsamer. Generell sollte nicht länger als 2 bis 3 Monate mit derselben Bespannung gespielt werden. Auch Freizeitspieler, die ihren Schläger nur selten benutzen, sollten die Saite spätestens alle 6 Monate wechseln. Denn die Saite verliert auch bei Nichtgebrauch an Spannung. Eine "tolle" Saite kann zu gesundheitlichen Schäden führen. Zudem leidet das Spielvergnügen.
Wie kann die Haltbarkeit erhöht werden?
Um die Haltbarkeit Ihrer Bespannung heraufzusetzen, sollten Sie das Racket nie unnötig extremer Hitze, Kälte oder Feuchtigkeit aussetzen. Bewahren Sie den Schläger stets in der dafür vorgesehenen Hülle auf. Bei Schlägern, bei denen die Saite am Kopf etwas vorsteht, sollten Sie ein Kopfschutzband anbringen, um Reibungen der Saiten am Boden und Sand in den Ösen zu verhindern.